Das erste Mal, als ich ein Theaterstück der Lernwerkstatt gesehen habe, war ich gerade einmal fünf Jahre alt und sofort begeistert. Meine Schwester Magdalena hat in dem Stück zwei kleine Rollen gespielt. Das Stück war „Pünktchen und Anton“. Ich weiß noch, dass ich immer total gefesselt von den Stücken war, die ich gesehen habe, auch wenn ich sie nicht richtig verstanden habe.
Von Josefine Bayer
Als ich dann auch in die Lernwerkstatt gekommen bin, habe ich mich natürlich gleich fürs Theater angemeldet. Damals hat noch jemand anderes vom Begleiterteam das Theater für die jüngeren gestaltet und es ging eher ums Spaß haben und Dinge erfinden, als ein richtiges Stück einzustudieren. Trotzdem haben wir Ende des Jahres Räuber Hotzenplotz (Kasperl und Seppel) mit einigen Abänderungen auf die Bühne gebracht. Wo ich die Großmutter gespielt habe. Eine Sache, an die ich mich noch sehr gut erinnern kann, ist, dass ich bei der Aufführung das erste Mal Lippenstift aufgetragen hatte und nicht wusste, wie ich damit umgehen soll. Ich hatte immer den Mund offen und wenn ich getrunken habe, habe ich mir das Wasser in den Mund geleert, da ich Angst hatte, dass der Lippenstift verschmiert.
Ein paar Jahre danach ist Marijan als Theaterbegleter eingestiegen, der selber lange in der Lernwerkstatt war und die Pistatschios von Grund auf kannte. Wir haben wieder ein selbst ausgedachtes Stück gespielt, an dem Marijan schon gearbeitet hat bevor er zu uns gekommen ist. Es hatte den Namen „Hubert träumt“. Es war das verwirrendste und lustigste Stück, das ich bis zu dem Zeitpunkt gespielt hatte. Ich habe damals eine sehr eitle Katze gespielt und es war wieder alles neu, da mit Marijan auch richtige Texte, gute Technik und begabte Schminker/innen dazugekommen sind. Ich persönlich hatte und habe nie Probleme damit Texte auswendig zu lernen, es macht mir Spaß, manchmal habe ich mir aber damit etwas zu viel Stress gemacht.
Auch ein sehr wichtiges Stück für mich war Ronja Räubertochter. Dort habe ich eine Wildtrude gespielt, gemeinsam mit meiner Schweser, die auch eine gespielt hat. Was sie jetzt nicht sooo toll fand…ich schon! Ronja Räubertochter haben wir sehr oft aufgeführt, auf großen Bühnen und einmal sogar auf einer Burg. Und das war schon etwas Besonderes, da es nochmal etwas anderes ist, auf einer richtigen Burg zu spielen.
Dann war Schulaufang 2019 und Corona war da. Wir haben trotzdem angefangen die Geggis zu proben. Ich war begeistert, dass wir die Geggis spielen. Da geht es um zwei Völker von roten und grünen Wesen, die sich gegenseitig hassen, bis sie draufkommen, dass sie gar nicht so verschieden sind. Ich war die strenge Tante Odomei der roten Geggis, wieder mal eine Rolle, die ich sehr gerne gemocht habe. Das war das erste Stück, wo ich mir nicht mehr ganz so viel Stress gemacht habe mit dem Text lernen.
Leider hat es ewig gedauert, bis wir die Geggis aufführen durften, da es wegen Corona nicht ging. Das war schon sehr unmotivierend und die Proben waren eher anstrengend als lustig. Als wir dann endlich aufführen durften, hatte niemand mehr wirklich Lust zu spielen und eine dementsprechende Katastrophe war es dann auch. Ich muss sagen, ich war sehr froh, als wir aufgehört haben die Geggis zu proben.
Noch eines unserer größeren Stücke war Warrior Cats. Zuerst habe ich eine normal große Rolle gespielt, doch dann ist das Mädchen, dass die Clanfühererin gespielt hat, aus der Schule gegangen und ich habe ihre Rolle als Blaustern bekommen. Das war dann das erste Mal für mich, dass ich eine wirklich große Rolle gespielt habe. Wegen Corona haben wir es aber nie geschafft aufzuführen und dann versucht, einen Film daraus zu machen. Hat aber mehr schlecht als recht funktioniert. Ein paar von den ganz jungen Kindern haben Marijan mal gefragt, warum wir überhaupt proben.
Zeitgleich war ich alt genug, um beim Theater der älteren mitzuspielen. Bei uns „Sekitheater“ genannt. Dort haben wir ein ausgedachtes Stück namens „Eine Scheibe voll Zukunft“ gespielt.
Am Anfang fand ich es komisch zu den Proben zu gehen, da niemand von meinen engen Freunden mitgespielt hat, aber mit der Zeit war es dann richtig cool. Ich habe ein Mädchen namens Hanna gespielt, die Rolle haben Marijan und meine Schwester Magdalena für mich ausgesucht. Selber hätte ich mir die Rolle nie ausgesucht, da sie sehr schüchtern war. Es hat wirklich Spaß gemacht, war aber auch eine Herausforderung. Eine Scheibe voll Zukunft war, meiner Meinung nach, ein wunderbares Stück und es ist wirklich schade, dass wir es nie auf einer großen Bühne aufführen durften.
Wir haben noch weitere Stücke geprobt, konnten aber leider keines von diesen Stücken auf einer großen Bühne außerhalb der Lernwerkstatt spielen und ich habe es sehr vermisst.
Dann war Schulbeginn 2022 und wir haben angefangen das „Weiberregiment“ zu proben. Ich habe die Rolle von Feldwebel Jackrum bekommen und war mehr als zufrieden damit. Ende des letzten Schuljahres haben wir schließlich einmal in St. Pölten und einmal in Theiss das Weiberregiment aufgeführt und ich fand es so schön wieder auswärts zu spielen. Ich liebe es, in andere Rollen zu schüpfen und deren Charakter anzunehmen. Es ist wie Magie. Manchmal habe ich richtig Angst vor dem Auftritt, aber sobald ich auf der Bühne bin, ist alles vorbei. Die Technik taucht mit ihren Lichtern alles in bunte Farben und die Schminke kommt richtig zur Geltung. Wenn ich mich irgendwie verspreche oder einen Fehler mache, tut es mir immer total leid. Aber das gehört dazu. Ich denke, ich habe mich von „Räuber Hotzenplotz“ zu „Weiberregiment“ sowohl schauspielerisch als auch privat sehr entwickelt.
In den Jahren von Corona war Theater manchmal anstrengend und deprimierend, aber die, die dabei geblieben sind, wollten wirklich spielen und wussten wie toll es ist, irgendwann wieder auf der Bühne zu stehen. Nächstes Jahr ist mein letztes Jahr in der Lernwerkstatt und ich werde auf jeden Fall wieder Theater spielen. Ich bin Marijan dankbar, weil er (fast) immer geduldig geblieben ist und uns immer wieder auf die Bühne bringt, denn die Bühne ist und bleibt ein Ort voll Träume, Begeisterung und Magie!
„Ich war so jung und ich habe nicht verstanden worum es ging, aber ich war immer gefesselt bis zum Schluss, denn Theater ist Magie.“